Montag, 12. Dezember 2011

Jonas und der Weihnachtsteufel von Eva Markert



Eine Weihnachtserzählung
zum Vorlesen und Selberlesen

1
Was Rotes
In diesem Jahr hatte es der Weihnachtsteufel auf die Bruchseifers abgesehen. Und das kam so: Nicht nur Jonas Bruchseifer, die ganze Familie fand, dass es kein schöneres Fest gab als Weihnachten.
Das ärgerte den Weihnachtsteufel maßlos. Menschen, die gern Weihnachten feierten, konnte er auf den Tod nicht leiden!
Auch die Adventszeit war bei den Bruchseifers immer besonders gemütlich. Das ganze Haus hatten sie geschmückt und überall Vasen mit Tannenzweigen hingestellt. Jeden Abend saßen sie zusammen und zündeten Kerzen an.
So was konnte der Weihnachtsteufel nicht ausstehen!
In Jonas‘ Zimmer sah es ebenfalls sehr weihnachtlich aus. Auf seinem Nachttisch, an die Lampe gelehnt, saß mit baumelnden Beinen ein großer, weicher Stoffweihnachtsmann. An der Wand am Fußende des Bettes hing der Adventskalender. Darauf war ein Schlitten zu sehen, der von Rentieren gezogen wurde und hoch bepackt mit Geschenken war. Auf das Fenster hatte Jonas‘ Mutter ein wunderschönes Fensterbild geklebt: ein verschneiter Wald mit Hasen und Rehen.
Abscheulich fand der Weihnachtsteufel das! Er beschloss, den Bruchseifers einen gewaltigen Strich durch die Rechnung zu machen.
Fünf Tage vor Weihnachten, als die Familie gerade beim Abendessen saß, kletterte er ganz leise die Kellertreppe hinauf. Das war gar nicht so einfach, denn er war nur so groß wie eine Hand. Durch die halb geöffnete Tür schlüpfte er ins Esszimmer und huschte unter den Geschirrschrank.
„Ich glaube, da ist gerade was Rotes unter den Schrank geflitzt“, rief Jonas.
Hansi, der Kanarienvogel, hatte wohl auch etwas bemerkt, denn er hüpfte aufgeregt tschilpend im Käfig hin und her.
Die Eltern lachten. „Was Rotes, sagst du? Eine Tomate vielleicht? Oder war es ein Feuerwehrauto?“
„Ihr glaubt mir nicht.“
Sein Vater grinste und seine Mutter wuschelte ihm durchs Haar.
Trotzdem stand Jonas auf und schaute unter dem Geschirrschrank nach.
Doch der Weihnachtsteufel hatte sich dünn gemacht und zwischen den Schrank und die Wand gequetscht. Nur seine Schwanzspitze, sein Fuß und sein Pferdehuf kamen unter der Rückwand hervor, aber das konnte Jonas in der Dunkelheit nicht sehen. „Komisch“, sagte er, „hier ist nichts.“
„Du bist sicher müde“, meinte seine Mutter. „Am besten legst du dich gleich schlafen. Die nächsten Tage werden lang.“
„Ooch, Mama …“
„Jeder, der was Rotes unter einem Geschirrschrank verschwinden sieht, sollte möglichst schnell ins Bett gehen“, mischte sich sein Vater ein.
„Nur noch eine halbe Stunde“, bettelte Jonas, aber seine Eltern ließen sich nicht erweichen. Wütend lief er aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Der Weihnachtsteufel wackelte mit seinen Hörnern, zwischen denen schwarze, borstige Haare wuchsen. Er wackelte immer mit den Hörnern, wenn er sich diebisch freute. Das fing ja gut an, fand er. Aber es würde noch viel, viel besser kommen. Er hatte sich eine Menge vorgenommen ...
2
Scherben und Fetzen
Als es im Haus dunkel und still geworden war, machte sich der Weihnachtsteufel an die Arbeit.
Auf dem Wohnzimmertisch standen drei Porzellanengel, die in jeder Hand eine Kerze hielten. Sie hatten gelbe Haare und gelbe Flügel und ihre Gewänder waren mit blauen Sternen bemalt.
Diese Engel fand der Weihnachtsteufel scheußlich. Er kletterte am Tischbein hoch, schwang sich auf die Tischplatte und ließ sie nacheinander auf den Boden fallen. Ein Porzellanengel brach in der Mitte durch, ein anderer verlor beide Flügel und dem dritten splitterte ein Stück seines Gewandes ab.
Der Weihnachtsteufel quietschte vor Vergnügen und klopfte mit dem Schwanz auf den Boden.
Er blickte sich um. Was könnte er als Nächstes tun?
Überall hingen selbstgebastelte Strohsterne und Sterne aus goldenem Stanniolpapier. Grauenvoll! Der Weihnachtsteufel packte sie, knickte Zacken um, zerfetzte Stroh, zerriss Stanniolpapier und verstreute die Schnipsel im ganzen Raum. Einen Heidenspaß machte das!
Danach versteckte er sich unter dem Sofa und wartete, dass es Morgen wurde.

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