Mittwoch, 12. Dezember 2012

Nikolaus und Nikolina - Eine freche Vorweihnachtsgeschichte von Thomas Endl und Cornelia Haas





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„Stark!“, rief Lina und wusste kaum, wohin sie zuerst schauen sollte. Sie fuhren unter einem Lichterbogen mit der Aufschrift „Willkommen im Nikohaus!“ hindurch und kamen am Hauseingang zum Stehen. Der Nikolaus drehte sich zu Lina um und deutete auf das bunte Geleuchte und Geblinke.
„Habe ich alles aus Amerika“, sagte er stolz. „Früher war meine Hütte hier im Himmelswald ein wenig duster und schlecht zu erkennen. Alle paar Jahrhunderte ist irgendein Heiliger dagegen gerannt. Die meisten passen halt auch nicht richtig auf, wo sie hin schweben, weil sie immer so durchgeistigt sind. Aber seit ich alles so ausgestattet habe, wie es sich die Menschen vorstellen, poltert mir keiner mehr mitten in der Nacht gegen die Wand. Und außerdem fühle ich mich so wunderbar bunt unter diesem ganzen Schnickschnack.“ Mit einem glücklichen Seufzer rutschte der Nikolaus vom Sitz. Knecht Ruprecht sammelte auf der Ladefläche die leeren Säcke ein und stapfte ins Haus. Der Nikolaus tappte hinterdrein. Sie verschwanden durch eine gläserne Gartentür. Lina hüpfte den beiden Männern nach. Als sie an der Glastür ankam, staunte sie nicht schlecht: In der Mitte des Raumes wuchs ein Tannenbaum direkt aus dem Holzboden. Über ihm baumelte ein riesiger Adventskranz, an dem eine Kerze strahlte. Unter seinen Zweigen türmten sich die Geschenke, ganz so, als ob schon Weihnachten wäre. Zahllose Päckchen, jedes in ein anderes Papier gewickelt, warteten auf ihre Besitzer. Selbst das Regal, das sich hinter dem Baum über die ganze Wand erstreckte, war vollgestopft. Neben Geschenken in allen denkbaren Größen konnte Nikolina darin Schalen voller Mandarinen, Äpfel und Nüsse erkennen.
Der Nikolaus und Knecht Ruprecht hingegen waren nirgends zu sehen. Rasch öffnete Lina die Glastür und schlüpfte ins Zimmer. An jedem Geschenk hing ein Zettelchen. Und darauf stand offenbar jeweils der Name des glücklichen Empfängers. Zu dumm, dass Lina noch nicht lesen konnte. Wie konnte sie da herausfinden, ob es auch für sie ein Geschenk gab? Nach einer Eingebung suchend blickte Lina kreuz und quer über den Geschenkeberg.
Na klar! Jetzt sah sie das Geschenk, das ganz sicher für sie bestimmt war. Sie hatte doch beschlossen, von nun an das Kind des Nikolaus zu sein. Und ganz oben im Regal erspähte Lina ein Päckchen, dessen Geschenkpapier über und über mit Nikolausmützen bedruckt war.

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von Thomas Endl und Cornelia Haas, erhältlich bei amazon.