Dienstag, 11. Dezember 2012

Weihnachts-Wunschzeit von Astrid Hartley







Bonny's Weihnachts-Erinnerungen

In der Wohnstube war es warm und dämmerig, denn nur der Schein der unruhig flackernden Kerzen erhellte den Raum. Das störte den kleinen Hund kaum, der gemütlich zusammengerollt in seinem Körbchen lag und mit halb geöffneten Augen vor sich hin döste. Ganz plötzlich richtete er sich erschrocken auf, als sei er aus einem unsagbar schlechten Traum erwacht. Vorsichtig blickte er sich um und gähnte. Zu seiner Linken saßen Herrchen und Frauchen, während die Kinder in der Nähe des Weihnachtsbaums mit ihren neuen Geschenken spielten. Nils baute ein riesiges Haus aus bunten Steinen. Er war gerade dabei die Fenster einzusetzen,während Steffi ganz vertieft in ein neues Buch war, das sie einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Aber dennoch riskierten die beiden einen kurzen Blick auf ihren geliebten Vierbeiner, der sich nun wieder entspannt in seinem Korb zurecht legte, um erneut in tiefe Träume zu versinken….

Ach ist das gemütlich hier! Wenn ich darüber nachdenke was für Zeiten hinter mir liegen! Ich kann es oft gar nicht glauben, dass mich diese nette Familie bei sich aufgenommen hat. Manchmal wünschte ich, ich könnte ihnen meine Geschichte erzählen. Dann würden sie verstehen, warum ich schlechte Träume habe.
Es fing eigentlich schon damals damit an, dass ich plötzlich von großen Händen gepackt und von meinen Geschwistern fortgetragen wurde. Ich blickte in die Gesichter einer Frau und eines mürrisch dreinschauenden Mannes. Um sie herum wuselten zwei Kinder, die sich ständig neckten und sich so gar nicht für mich zu interessieren schienen. Wie erleichtert war ich, als mich mein Frauchen wieder zurück zu den anderen Geschwistern brachte. Aber einige Tage später hieß es dann endgültig Abschied nehmen. Wie traurig war ich und ich weinte auf der ganzen Fahrt in mein neues Zuhause.

Dort angekommen hätte ich mich am liebsten unter das Sofa verkrümelt. Allerdings bekam ich keine Gelegenheit um mich zu verstecken, denn ich wurde sofort von einem zum anderen gereicht, geknuddelt und gedrückt. Ich glaube, dass es meine neuen Besitzer nicht einmal böse meinten, sie wussten es nur nicht besser. Es wäre sicherlich gut gewesen sie hätten mehr über uns Fellnasen gewusst. Aber diese Menschen, zu denen ich kam, wollten mich nur als… Weihnachtsgeschenk für ihre Kinder. Zu Anfang gefiel es mir, dass ich so viel Aufmerksamkeit bekam, aber schon nach ein paar Wochen war ich scheinbar uninteressant für alle geworden. Wenn ich Herrchen und Frauchen anstupste, damit sie mit mir spielen, drehten sie sich weg und ich ging oft traurig in mein Körbchen. Wie gerne hätte ich gespielt und getobt, so wie damals, als ich noch ganz neu war. Nun sollte ich ein lieber Hund sein, der keinen Krach und vor allem keinen Dreck machen durfte. Dabei konnte ich doch gar nichts dafür, dass ich ständig mein Fell verlor.

Allmählich wurde ich zu dem Hund, den sich meine Familie vorgestellt hatte. Ich war still und hörte sogar auf „Sitz“ und „Platz“ und alle möglichen anderen Dinge. Zur Belohnung bekam ich stets meine Leckerchen, aber auf ein liebes Wort oder ein liebes Streicheln über meinen Kopf, das ich so liebte, wartete ich vergebens. Immer mehr und mehr merkte ich, dass ich eben nur ein Geschenk war. Die Kinder stritten stets darum, wer denn nun mit mir Gassi gehen sollte. Manchmal machte ich vor lauter Verzweiflung in die Ecke, obwohl ich wusste, dass man mich ausschimpfen würde. Aber ich konnte nicht anders.

So verging die Zeit und aus mir wurde ein sehr stiller und mutloser Hund. Manchmal, in meinen Träumen, sah ich mich wieder zusammen mit meinen Geschwistern über die weiche Wiese rennen. Wie herrlich war es damals. Dann bin ich voller Hoffnung mit den Fremden mitgegangen und als ich merkte, wie anders hier doch alles war, blieben mir nur die Träume  und die Hoffnung auf bessere Zeiten.
Allerdings war das noch nicht alles und abermals zu Weihnachten sollte sich mein Leben noch einmal ändern. Es war bitterkalt und manchmal fiel dieses weiße Puderzeug vom Himmel, dass die Menschen Schnee nennen. Als ich es das erste Mal sah, war ich noch ein glücklicher Hund, denn da war ich ja noch neu in der Familie und alle wollten mit mir herumtollen. Setzte ich zuerst ganz vorsichtig eine Pfote vor die andere, so merkte ich bald, wie herrlich man in diesem weißen Puderzeug herumtollen konnte. Ich rannte mit den Kindern um die Wette und es hätte für mich immer alles so weitergehen können! Irgendwann wurde es allen zu kalt und so gingen wir in die gemütliche Wohnung, wo ich in meinem Körbchen schnell einschlief. Das war damals als ich noch ein glücklicher Hund war.


© Astrid Hartley

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