Dienstag, 3. Dezember 2013

Adventskalender zum Lesen und Vorlesen von Eva Markert



Der altmodische Dorfweihnachtsmann

„Kaum zu glauben, wie schnell ein Jahr vergeht!“, murmelte der Weltweihnachtsmann und strich sich über seinen weißen Bart, den er von Berufs wegen tragen musste. Dann schickte eine SMS an die leitenden Weihnachtsmänner aller Länder, um ihnen mitzuteilen, was sie ohnehin schon wussten: „Es ist wieder so weit.“
Kurz danach erhielten die Dorf-, Stadt- und Großstadtweihnachtsmänner per E-Mail ihre Einsatzpläne. Sie nahmen Kontakt zu Eltern auf, ließen sich Wunschzettel mailen oder zufaxen, bestellten Geschenke über das Internet und ließen sie direkt an die richtigen Empfängeradressen ausliefern.
In Winkelshausen gab es jedoch einen Dorfweihnachtsmann, der immer den Kopf schüttelte über seine Kollegen, die ohne Handy, Computer, Internet und Faxgerät nicht mehr auskommen konnten. Zwar war auch sein Büro mit einem Computer ausgestattet, doch benutzte er ihn nie. „Ich brauche dieses neumodische Zeug nicht“, behauptete er. „Seit Jahrzehnten verteile ich meine Geschenke ohne Computer, und das werde ich auch weiterhin tun, bis ich in den Ruhestand trete.“
Dem altmodischen Dorfweihnachtsmann machte seine Arbeit große Freude. Zuerst sammelte er persönlich die Wunschzettel der Kinder ein. Nachdem er alle Wünsche gewissenhaft notiert und alphabetisch in Karteikästen eingeordnet hatte, schrieb er auf seiner alten Schreibmaschine lange Bestelllisten. Die schickte er an verschiedene kleine Werkstätten. Nach und nach wurde alles geliefert und der Dorfweihnachtsmann verpackte die Geschenke eigenhändig in Weihnachtspapier und steckte die Päckchen nach Straßen sortiert in Säcke.
Winkelshausen war nur ein winzigkleiner Ort. Dennoch hatte der Dorfweihnachtsmann eine ganze Menge Arbeit. Am Tag vor Heiligabend war er immer noch damit beschäftigt, Geschenke einzuwickeln, Listen zu vervollständigen, Namen abzuhaken, Säcke zu füllen und auf seinen Schlitten zu laden. Erst kurz vor Mitternacht wurde er fertig.
Eilig machte er sich auf den Weg. Fast geräuschlos glitt sein Schlitten durch die verschneiten Straßen. Nirgendwo brannte mehr Licht. Der Weihnachtsmann schlich sich in die Häuser auf der Fuchsgasse und im Hasenwinkel und legte Geschenke unter Tannenbäume und auf Gabentische. Als Nächstes klapperte er den Reh- und den Hirschweg ab. Als er am Ende des Feldkothen ankam, tat ihm der Rücken ganz schön weh. Aber auf seiner Liste standen noch die Wiesen- und die Waldstraße sowie der Marktplatz.
Seufzend griff er nach dem nächsten Sack – und bekam einen fürchterlichen Schreck. Zu drei Straßen musste er noch hin, doch auf seinem Schlitten lagen nur zwei Säcke! Da stimmte was nicht!
Trotz der Kälte standen dem alten Dorfweihnachtsmann sofort Schweißperlen auf der Stirn. Mit zitternden Händen öffnete er einen der beiden Säcke und fand darin die Geschenke für die Fuchsgasse und den Hasenwinkel. Dort war er doch schon zu Anfang gewesen!
Während er noch darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass auf dem Marktplatz gar keine Kinder wohnten. Verzweifelt stützte der Dorfweihnachtsmann seinen Kopf in die Hände, denn nun hatte er plötzlich einen Sack zu viel.
Er schaute in den zweiten Sack und stellte fest, dass diese Päckchen für die Kinder bestimmt waren, die auf dem Rehweg wohnten.
Dem Dorfweihnachtsmann schwirrte der Kopf. Langsam begriff er die ganze schreckliche Wahrheit: Er hatte alle Säcke vertauscht und überall die falschen Geschenke hingebracht! Was sollte er jetzt machen? Inzwischen war es schon vier Uhr morgens und bald würden die ersten Leute aus ihren Betten kriechen. Er konnte unmöglich alle Päckchen wieder einsammeln und neu verteilen! (...)








Leseprobe aus "Adventskalender zum Lesen und Vorlesen, erhältlich bei amazon.





Leserstimmen:

- Ein Adventskalender der besonderen Art. Jeden Tag vom 1.-24. Dezember - führt uns die Autorin Eva Markert in eine andere Geschichte hinein. Lässt sie den Leser miterleben und wieder "Kind" sein. Eine wunderbare Idee, diese Buch ist nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene besonderes lesenswert.

- Meine Nachbarinnen und ich haben diese 24 Geschichten zum Vorlesen in der Adventszeit gekauft und sind total begeistert! Die Geschichten sind spannend, abwechslungsreich und einfach schön! Die Kinder freuen sich auf das abendliche Vorlesen und sogar wir (die Mütter oder Väter) sind gespannt, was in der nächsten Geschichte passieren wird. Manche Geschichten möchten unsere Kinder auch wieder und wieder hören (...)